Was machen Obstbauern eigentlich in der Wintersaison?
Gute Frage! Natürlich gibt es im Winter kein Obst zu ernten und die Mühlen mahlen ein wenig langsamer, an Arbeit mangelt es aber dennoch nicht. Eine der wichtigsten Tätigkeiten für Obstbauern in der Wintersaison ist der Baumschnitt. Bei uns auf dem Nagelhof bewirten wir etwa 85.000 Bäume, von denen jeder einzelne im Winterschnitt von Mitte November bis Anfang April einmal geschnitten werden möchte. Während für den Schnitt der Baumspitzen eine selbstfahrende Arbeitsbühne nötig ist, kann der untere Teil des Baumes zu Fuß bearbeitet werden. Hier kommen entweder elektrische Baumscheren oder Baumscheren mit Luftdruck zum Einsatz. Diesen Fortschritt der Technik wissen wir sehr zu schätzen – Sehnenscheidenentzuuml;ndung adé!
Und warum werden die Bäume denn nun überhaupt geschnitten? Der Schnitt der Bäume sorgt für ein gesundes Gleichgewicht zwischen Wachstum und Fruchtbildung. Ein zu starkes Wachstum vermindert die Fruchtbildung, außerdem sinkt durch die schlechtere Belichtung der Baumkrone die Fruchtqualität. Aber auch ein zu geringes Wachstum ist nicht förderlich. Das Ziel ist ein ausgeglichener Baum, der kontrolliert wächst und viele Früchte in guter Qualität hervorbringt. Dafür werden Bäume, die im vergangenen Jahr wenig gewachsen sind, angeschnitten, um einen Neuaustrieb anzuregen. Bäume, die im vergangenen Jahr ausreichend getrieben haben, werden verschont oder ein wenig korrigiert. Natürlich gibt es für unterschiedliche Kern- und Steinobstarten auch unterschiedliche Schnitttechniken. Wen diese interessieren, der darf bei seinem nächsten Aufenthalt auf den Nagelhof gerne mal zwei Tage probearbeiten…
Bei richtigem norddeutschen Schietwetter steht Gewächshausarbeit an, denn auch unsere etwa 15.000 Büsche brauchen einen Schnitt. In unseren Gewächshäusern sind hauptsächlich Brombeerbüsche angepflanzt, die aufgrund ihres starken Wachstums drei bis vier Mal im Jahr zurückgeschnitten und in die richtige Position geklammert werden. Auch hier kommt uns der Fortschritt der Technik zu Gute: Zum Glück sind an unseren Brombeerbüschen die Dornen weggezüchtet!
Eine Besonderheit im Bioobstanbau ist die Art der Beseitigung von Unkraut unter den Bäumen. Das Unkraut entzieht dem Boden die Nährstoffe, die die Bäume so dringend benötigen. Während in der konventionellen Landwirtschaft Pflanzenschutzmittel zur Unkrautentfernung eingesetzt werden können, ist dies im Bioobstanbau nicht erlaubt. Deshalb setzen wir hier eine Maschine namens Ladurner ein. Diese Maschine greift unter den Bäumen ins Erdreich ein und hackt die Unkräuter weg. Wie Sie sich wahrscheinlich vorstellen können, funktioniert dies nicht besonders gut bei Nässe. An trockenen Tagen und bei leichtem Frost heißt es dementsprechend schnell handeln und ab auf den Trecker. In milden Wintern kann das auch mal bedeuten, dass man die kältesten Stunden des Tages zwischen ein und vier Uhr nachts mit dem Ladurner verbringt.
Apropos Maschinen… auch die Maschinenwartung ist eine Winterarbeit, für die in der Erntesaison oft keine Zeit bleibt. Besonders gut eignet sich diese Arbeit für die Zeit der Morgen- und Abenddämmerung in den Wintermonaten, da man zu dieser Zeit im Obsthof eh noch nichts erkennen kann. In den Wintermonaten werden also alle Maschinen in die Scheunen geholt, Öl wird gewechselt und Teilstücke werden ersetzt, gefettet oder lackiert. Es gibt aber natürlich auch Arbeiten, die nicht jährlich anfallen. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel alle unsere Pflückwagen abgeschliffen und neu lackiert. Das hatten wir sicher zehn Jahr nicht mehr gemacht, es war also dringend nötig.
Wie Sie sehen: Zeit zum Faulenzen gibt es für uns selten. Dafür bleibt es in jeder Jahreszeit spannend für unsere Gäste!
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